Prof. Dr. Johann Ceh

Biberach

BärFrequently Asked Questions (Häufig gestellte Fragen)

F: Welche Medikamente gegen Angststörungen gibt es?  Wie wirken
sie?
  Was ist dabei zu beachten?



A: Grundsätzlich gilt: Medikamente und Psychotherapie schließen sich nicht aus, Medikamente machen sogar nicht selten eine Psychotherapie erst möglich. Nach dem Absetzen der Medikamente kehrt die Angst allerdings häufig schnell wieder zurück, wenn nicht gleichzeitig eine Psychotherapie stattfindet. Nur in der Therapie lernen die Betroffenen wie sie mit der Angst angemessen anders umgehen können.
KapsulaPsychopharmaka sind Arzneimittel, die – durch Abschwächung der Symptome und/oder Phasenverkürzung – auf die menschliche Psyche einwirken.
Die medikamentöse Behandlung zielt auf die Normalisierung  gestörter Funktionen im Gehirn, die auf eine Verschiebung der Botenstoffe (Neurotransmitter) zurückzuführen sind.  Psychopharmaka regulieren die Biochemie außer Kontrolle geratener Vorgänge im Zentralen Nervensystem. Sie führen nicht zu Persönlichkeitsveränderungen und nicht generell zur Abhängigkeit.
Ausnahme:  Die Gruppe der Benzodiazepine führt bei längerer Anwendung zur Gewöhnung und Abhängigkeit. Benzodiazepine werden deshalb nur zur kurzfristigen Behandlung akuter Zustände eingesetzt.


Welchen Wirkstoff der behandelnde Arzt verordnet, hängt von der Art der Angststörung und anderen individuellen Gegebenheiten (z.B. weiteren Erkrankungen, sonstigen Medikamenteneinnahmen, …) ab.
Überwiegend werden 2 Substanzklassen von Medikamenten zur Behandlung von Angstzuständen verwendet: Antidepressiva und Benzodiazepine.

Antidepressiva

Sie heißen so, weil sie überwiegend bei Behandlung von Depressionen eingesetzt werden. Sie haben auch eine angstlösende (anxiolytische) und beruhigende Wirkung.
Besonders gut haben sich dabei Antidepressiva aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und der selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) bewährt. Sie greifen regulierend in den Stoffwechsel der Nervenbotenstoffe ein und können so angstlösend wirken. Sie zielen darauf ab, die Konzentration der Botenstoffe Serotonin und  Noradrenalin im so genannten synaptischen Spalt zwischen den Nervenzellen zu erhöhen und so das „Ungleichgewicht“  dieser Botenstoffe bei Angsterkrankungen wieder auszugleichen.

SSRI: z. B.  Fluoxetin (FLUCTIN u. a)
                   Citalopram (CIPRAMIL u.a)‘
                   Escitalopram (CIPRALEX)
                   Fluvoxamin (FEVARIN u.a)
                   Paroxetin (PAROXAT u.a.)
                   Sertralin (ZOLOFT u.a.)

SNRI: z.B.  Duloxetin (CYMBALTA u.a.)
                   Venlafaxin (EFEXOR, TREVILOR u.a.)
                   Milnacipran (JONICA, IXEL u.a.)

Wiederaufnahmehemmer blockieren die Rezeptoren, die für das Reuptake von
Serotonin bzw. Noradrenalin zuständig sind. Im Gegensatz dazu wirken Medika-
mente  aus der seltener eingesetzten Gruppe der Trizyklischen Antidepressiva (TZA) auf mehrere Transmittersysteme gleichzeitig ein. Die Nebenwirkungen bei Trizyklischen Antidepressiva sind deshalb auch erheblich umfangreicher.

TZA: z. B.  Imipramin (TOFRANIL)
                  Amitriptylin (SAROTEN u.a.)
                  Desipramin (PERTOFRAN u.a)
                  Doxepin (APONAL u.a)
                  Clomipramin (ANAFRANIL u.a)
                  Notriptylin(NOTRILEN u.a)
                  Opipramol (INSIDON u. a.)
                  Trimipramin (STANGYL u. a.)

Eine Besonderheit bei allen Antidepressiva ist, dass ihre volle Wirksamkeit erst nach zwei bis drei Wochen einsetzt .  Sie müsen also so lange eingenommen werden, um beurteilen zu können, ob sie hilfreich sind oder nicht.
Bei allen Antidepressiva können Nebenwirkungen auftreten, die meist in den ersten Wochen der Einnahme am stärksten sind und danach allmählich wieder zurückgehen. Häufigste Nebenwirkungen bei SSRI- und SNRI-Einnahme  sind Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, , Durchfall, Appetitlosigkeit, Erbrechen). Weiterhin können auch Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen auftreten.

Benzodiazepine

Benzodiazepine sind Arzneimittel, die auf der Ebene des Neurotransmitters Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) ansetzen. Sie können Angst schnell und wirkungsvoll lindern, führen jedoch schnell zur Abhängigkeit. Daher sollten sie nur wenn unbedingt notwendig und immer nur für kurze Zeit,  in genauer Absprache mit dem Arzt eingenommen werden. Sie dürfen nicht abrupt abgesetzt werden, sonst kann es zu starken Entzugserscheinungen (Schlaf-
störungen, Unruhe, Angst,…) kommen. Mittel der Wahl ist, die Dosis schrittweise im Laufe mehrerer Wochen zu reduzieren.

Häufig verordnete Benzodiazepine:
Diazepam (VALIUM u.a.), Chlordiazepoxid (LIBRIUM u.a), Chlorazeptat (TRANXILIUM u. a.), Lorazepam (TAVOR u. a.) und Oxazepam (ADUMBRAN u. a.)

Betablocker

Manchmal werden bei starken Ängsten auch Betablocker verschrieben. Sie wirken zwar nicht direkt auf Ängste, führen jedoch dazu, dass die Wirkung des Stresshormons Adrenalin auf den Körper, insbesondere auf das Herz,  verringert wird. Stress und Angst lassen dann Herzfrequenz und Blutdruck weniger stark ansteigen. Das kann dazu beitragen, dass der Teufelskreis zwischen körperlichen Symptomen und Angst unterbrochen wird. Betablocker reduzieren hauptsächlich die körperlichen Begleiterscheinungen der Angst (z.B. Zittern, Schwitzen, Magen-Darm-Beschwerden, …).  Betablocker führen nicht zur Abhängigkeit.

 Rezeptfreie Medikamente gegen Angststörungen

Johanniskrautjohanniskraut

Johanniskraut (Hypericum perforatum) wird als Extrakt zum Einnehmen eine stimmungsaufhellende und angstlösende Wirkung zugesprochen. Die Studienlage zu den Wirkungen ist allerdings widersprüchlich.
Johanniskraut kann die Wirkung einiger Medikamente reduzieren oder sogar  blockieren. Wer gleichzeitig mehrere Medikamente einnimmt, sollte mögliche Wechselwirkungen beachten.


Bachblüten-Notfalltropfen (Bach Rescue Tropfen)

Die Wirkung von Bachblüten-Tropfen tendiert -   rein naturwissenschaftlich -  gegen Null. Der Gehalt an Wirkstoffen in den Auszügen ist zu gering, um eine biochemische Reaktion im Körper auszulösen. Trotzdem hat die Bachblüten-Therapie einen festen Platz in der Naturheilkunde.
Nicht selten wurden bei den Anwendern erstaunliche Ergebnisse festgestellt



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