Prof. Dr. Johann Ceh

Biberach

BärFrequently Asked Questions (Häufig gestellte Fragen)       
             

F: Eignet sich Ritalin als Mittel zur Konzentrations- und Leistungssteigerung?
Mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?

Strukturformel von MethylphenidatA: Ritalin ist der Markenname eines verschreibungspflichtigen Medikaments des Unternehmens Novartis Pharma. Der Hauptinhaltsstoff ist der amphetaminartige Wirkstoff Methylphenidat, der dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt ist. Ritalin wird als Arzneimittel in der Psychiatrie eingesetzt. Als Kind nennt man sie „Zappelphilipp“. Sie sind unkonzentriert, hibbelig, verträumt. Als Erwachsene wirken sie vergesslich, unaufmerksam, chaotisch: Menschen mit ADHS – der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung.

Früher schrieb man diese Auffälligkeiten  nur Kindern zu und dachte, Unkonzentriertheit und Unruhe würden sich  „auswachsen“. Mittlerweile weiß man aber: Bei etwa 60 Prozent der Betroffenen bleibt die Störung auch im Erwachsenenalter bestehen. Diagnose und Hintergründe von ADHS und ADS sind umstritten. Das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS) muss nicht zwangsweise mit Hyperaktivität verbunden sein. Die diesbezügliche Forschung steckt immer noch in den Kinderschuhen. Seit 2003 ist ADHS als Krankheit auch bei Erwachsenen anerkannt. ADHS  und ADS sind medizinische Anwendungsgebiete von Ritalin.

Zwar wird der Wirkstoff seit über 50 Jahren eingesetzt, doch erst in den letzten Jahren geriet er in Deutschland in die Kritik, da es zu einem extremen Anstieg der Verordnungen kam; zwischen 1993 und 2001 haben sie um das 20-fache zugenommen. In diesem Zusammenhang wurde vermutet, dass es vermehrt zu Fehldiagnosen bzw, Fehlverordnungen kommt, die eine missbräuchliche Verwen- dung des Arzneimittels nach sich ziehen könnten.
Beim nicht bestimmungsgemäßen, missbräuchlichen Konsum wird Ritalin wegen seiner anregenden Wirkung eingenommen, zur Vertreibung von Müdigkeit und zur Aufmerksamkeitsstei- gerung. Man kann dann leichter z.B. nächtelang studieren oder feiern und erlebt eine euphorisierende Wirkung. In der Drogenszene wird Ritalin auch als „Ersatz-Speed“ gehandelt. Es wird oral eingenommen, nasal konsumiert oder in Wasser aufgelöst injiziert. Beim Spritzen können die nicht löslichen Füllstoffe der Tablette kleine Blutgefäße verstopfen.

Beim bestimmungsgemäßen Gebrauch (nach ärztlicher Verordnung und in der verordneten Dosierung) treten als Nebenwirkungen des Arzneimittels häufig Schlafstörungen, verstärkte Reizbarkeit, Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen auf. Bei Angsterkrankungen soll – nach Angaben des Herstellers – kein Ritalin eingenommen werden.

Bei nicht bestimmungsmäßigem Gebrauch können Überdosierungen zu Krampfanfällen, Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerzen und Verwirrtheit führen. Auch mit Angstzuständen, Wahnvorstellungen oder ausgeprägter Aggressivität muss gerechnet werden. Die aktuelle Forschung berichtet in diesem Zusammenhang auch von Halluzinationen und plötzlichen Todesfällen.

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