Frequently Asked Questions (Häufig gestellte Fragen)
F: Welche Medikamente gegen Angststörungen gibt
es?
Wie wirken
sie?
Was ist dabei zu beachten?
A: Grundsätzlich gilt: Medikamente und Psychotherapie
schließen sich nicht aus, Medikamente machen sogar nicht selten eine
Psychotherapie erst möglich. Nach dem Absetzen der Medikamente kehrt die
Angst allerdings häufig schnell wieder zurück, wenn nicht gleichzeitig
eine Psychotherapie stattfindet. Nur in der Therapie lernen die
Betroffenen wie sie mit der Angst angemessen anders umgehen können.
Psychopharmaka sind Arzneimittel, die – durch Abschwächung der Symptome
und/oder Phasenverkürzung – auf die menschliche Psyche einwirken.
Die medikamentöse Behandlung zielt auf die Normalisierung
gestörter Funktionen im Gehirn, die auf eine Verschiebung der
Botenstoffe (Neurotransmitter) zurückzuführen sind.
Psychopharmaka regulieren die Biochemie außer Kontrolle geratener
Vorgänge im Zentralen Nervensystem. Sie führen nicht zu
Persönlichkeitsveränderungen und nicht generell zur Abhängigkeit.
Ausnahme: Die Gruppe der
Benzodiazepine führt bei längerer Anwendung zur Gewöhnung und
Abhängigkeit. Benzodiazepine werden deshalb nur zur kurzfristigen
Behandlung akuter Zustände eingesetzt.
Welchen Wirkstoff der behandelnde Arzt verordnet, hängt von der Art der
Angststörung und anderen individuellen Gegebenheiten (z.B. weiteren
Erkrankungen, sonstigen Medikamenteneinnahmen, …) ab.
Überwiegend werden 2 Substanzklassen von Medikamenten zur Behandlung von
Angstzuständen verwendet: Antidepressiva und Benzodiazepine.
Antidepressiva
Sie heißen so, weil sie überwiegend bei Behandlung
von Depressionen eingesetzt werden. Sie haben auch eine angstlösende
(anxiolytische) und beruhigende Wirkung.
Besonders gut haben sich dabei Antidepressiva aus der Gruppe der
selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und der selektiven
Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) bewährt. Sie greifen
regulierend in den Stoffwechsel der Nervenbotenstoffe ein und können so
angstlösend wirken. Sie zielen darauf ab, die Konzentration der
Botenstoffe Serotonin und
Noradrenalin im so genannten synaptischen Spalt zwischen den
Nervenzellen zu erhöhen und so das „Ungleichgewicht“
dieser Botenstoffe bei Angsterkrankungen wieder auszugleichen.
SSRI: z. B.
Fluoxetin (FLUCTIN u. a)
Citalopram (CIPRAMIL u.a)‘
Escitalopram (CIPRALEX)
Fluvoxamin (FEVARIN u.a)
Paroxetin (PAROXAT u.a.)
Sertralin (ZOLOFT u.a.)
SNRI: z.B. Duloxetin
(CYMBALTA u.a.)
Venlafaxin (EFEXOR, TREVILOR u.a.)
Milnacipran (JONICA, IXEL u.a.)
Wiederaufnahmehemmer blockieren die Rezeptoren, die für das
Reuptake von
Serotonin bzw. Noradrenalin zuständig sind. Im Gegensatz dazu wirken
Medika-
mente aus der seltener
eingesetzten Gruppe der Trizyklischen Antidepressiva (TZA) auf mehrere
Transmittersysteme gleichzeitig ein. Die Nebenwirkungen bei
Trizyklischen Antidepressiva sind deshalb auch erheblich umfangreicher.
TZA: z. B. Imipramin
(TOFRANIL)
Amitriptylin (SAROTEN u.a.)
Desipramin (PERTOFRAN u.a)
Doxepin (APONAL u.a)
Clomipramin (ANAFRANIL u.a)
Notriptylin(NOTRILEN u.a)
Opipramol (INSIDON u. a.)
Trimipramin (STANGYL u. a.)
Eine Besonderheit bei allen Antidepressiva ist, dass ihre volle
Wirksamkeit erst nach zwei bis drei Wochen einsetzt .
Sie müsen also so lange eingenommen werden, um beurteilen zu
können, ob sie hilfreich sind oder nicht.
Bei allen Antidepressiva können Nebenwirkungen auftreten, die meist in
den ersten Wochen der Einnahme am stärksten sind und danach allmählich
wieder zurückgehen. Häufigste Nebenwirkungen bei SSRI- und SNRI-Einnahme
sind Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, , Durchfall,
Appetitlosigkeit, Erbrechen). Weiterhin können auch Schlafstörungen und
sexuelle Funktionsstörungen auftreten.
Benzodiazepine
Benzodiazepine sind Arzneimittel, die auf der Ebene
des Neurotransmitters Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) ansetzen. Sie
können Angst schnell und wirkungsvoll lindern, führen jedoch schnell zur
Abhängigkeit. Daher sollten sie nur wenn unbedingt notwendig und immer
nur für kurze Zeit, in
genauer Absprache mit dem Arzt eingenommen werden. Sie dürfen nicht
abrupt abgesetzt werden, sonst kann es zu starken Entzugserscheinungen
(Schlaf-
störungen, Unruhe, Angst,…) kommen. Mittel der Wahl ist, die Dosis
schrittweise im Laufe mehrerer Wochen zu reduzieren.
Häufig verordnete Benzodiazepine:
Diazepam (VALIUM u.a.), Chlordiazepoxid (LIBRIUM u.a), Chlorazeptat
(TRANXILIUM u. a.), Lorazepam (TAVOR u. a.) und Oxazepam (ADUMBRAN u.
a.)
Betablocker
Manchmal werden bei starken Ängsten auch
Betablocker verschrieben. Sie wirken zwar nicht direkt auf Ängste,
führen jedoch dazu, dass die Wirkung des Stresshormons Adrenalin auf den
Körper, insbesondere auf das Herz,
verringert wird. Stress und Angst lassen dann Herzfrequenz und
Blutdruck weniger stark ansteigen. Das kann dazu beitragen, dass der
Teufelskreis zwischen körperlichen Symptomen und Angst unterbrochen
wird. Betablocker reduzieren hauptsächlich die körperlichen
Begleiterscheinungen der Angst (z.B. Zittern, Schwitzen,
Magen-Darm-Beschwerden, …).
Betablocker führen nicht zur Abhängigkeit.
Rezeptfreie Medikamente gegen Angststörungen
Johanniskraut
Johanniskraut (Hypericum perforatum) wird als Extrakt zum Einnehmen eine
stimmungsaufhellende und angstlösende Wirkung zugesprochen. Die
Studienlage zu den Wirkungen ist allerdings widersprüchlich.
Johanniskraut kann die Wirkung einiger Medikamente reduzieren oder sogar
blockieren. Wer gleichzeitig mehrere Medikamente einnimmt, sollte
mögliche Wechselwirkungen beachten.
Bachblüten-Notfalltropfen (Bach Rescue Tropfen)
Die Wirkung von Bachblüten-Tropfen tendiert -
rein naturwissenschaftlich -
gegen Null. Der Gehalt an Wirkstoffen in den Auszügen ist zu
gering, um eine biochemische Reaktion im Körper auszulösen. Trotzdem hat
die Bachblüten-Therapie einen festen Platz in der Naturheilkunde.
Nicht selten wurden bei den Anwendern erstaunliche Ergebnisse
festgestellt