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Der dunkle Faktor der
Persönlichkeit
Ulm, November 2018 Was hat es mit
der „dunklen Seite des Menschen“ auf sich? Betrachtet man das
Weltgeschehen, so könnte man schließen, dass aktuell die dunkle
Seite der menschlichen Natur immer stärker in den Vordergrund
tritt.
Eine Arbeitsgruppe von Psychologen an der
auch Forscher aus Ulm beteiligt sind, ist dieser Frage
nachgegangen: Egoisten, Machiavellisten, Narzissten,
Psychopathen und Sadisten haben mehr gemeinsam, als sie trennt.
Den Forschern gelang es, viele problematische
Persönlichkeitseigenschaften auf ein grundlegendes Prinzip
zurückzuführen. Sie nannten dies den „dark factor“ (D-Faktor)
der Persönlichkeit. Bei ihren Analysen haben die
Wissenschaftler neun Persönlichkeitseigenschaften untersucht:
Egoismus, Gehässigkeit, Machiavellismus, moralische Enthemmung,
Narzissmus, Psychopathie, Sadismus, Selbstbezogenheit und
übertriebenes Anspruchsdenken. Sie fanden heraus, dass sich
praktisch alle diese Eigenschaften auf den „D-Faktor“ als
dunklen Persönlichkeitskern zurückführen lassen. So kann man
sagen, dass etwa Menschen mit einer hohen Narzissmus-Tendenz mit
großer Wahrscheinlichkeit auch ausgeprägte machiavellistische
und psychopatische Persönlichkeitszüge zeigen. Außerdem ist bei
Menschen mit einem starken D-Faktor statistisch gesehen die
Wahrscheinlichkeit hoch, unsozial, kriminell oder gewalttätig zu
werden. Die mehr als 2500 Studienteilnehmer
wurden mit einem umfangreichen Fragenkatalog konfrontiert, der
Aufschluss über besondere Persönlichkeitszüge geben sollte.
Außerdem wurden Verhaltensexperimente durchgeführt, wie das so
genannte „Diktatorspiel“. Bei diesem Test für egoistisches,
beziehungsweise altruistisches Verhalten können die Teilnehmer
Geld an sich selbst und unbekannte Mitspieler verteilen. In
einem anderen Experiment hatten die Probanden die Gelegenheit,
durch aktives Lügen zusätzlichen Profit zu machen.
„Kernbestandteil
dieses dunklen Faktors der Persönlichkeit ist ein übertriebener
Egoismus, der negative Auswirkungen auf andere oder die
Gesellschaft im Allgemeinen hat. Dieser wird begleitet von
Überzeugungen, die Schuldgefühle, Gewissensbisse und moralische
Skrupel verhindern", erklärt Professor Moshagen von der
Universität Ulm. Ein hoher
D-Faktor entspricht einer extremen Form der individuellen
Nutzenmaximierung, die sprichwörtlich über Leichen geht; also
einen Schaden für andere in Kauf nimmt oder sogar beabsichtigt.
Damit einher geht die Neigung, das eigene Verhalten vor sich
selbst und anderen zu rechtfertigen. Der D-Faktor ist so etwas
wie ein dunkler gemeinsamer Nenner –
Menschen
mit einem hohen Wert neigen stärker zum Regelverstoß. Die Forscher
sehen den D-Faktor auch als Analogie zum „G-Faktor (general
factor of intelligence)“
– des berühmten britischen Psychologen C. Spearman. Er fand,
dass Menschen, die gute Ergebnisse in einer bestimmten Form von
Intelligenztests zeigen, auch bei anderen Arten von
Intelligenztests gut abschneiden. Beim D-Faktor heißt das
umgekehrt, dass ein hoher Wert sich in ganz verschiedenen
problematischen Verhaltensweisen und Persönlichkeiten äußern
kann. „Zugespitzt formuliert könnte man sagen, dass wenn ein
Chef genüsslich seine Mitarbeiter herunterputzt, die
Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er auch seine Geschäftspartner
ausnutzt, Steuern hinterzieht oder seine Frau betrügt",
erläutert Prof. Moshagen. Den eigenen
dunklen Kern bestimmen kann jeder über einen kostenlosen
D-Faktor-Test im Internet.:
https://qst.darkfactor.org/
Literaturhinweis:
Moshagen, M., Hilbig, B. E., Zettler, I.: The Dark Core of
Personality. In: Psychological Review, Vol 125(5), Oct 2018,
656-688 |
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